Simply Black - ein Bike-Porträt

Im Leben eines jeden Menschen gibt es bestimmte Wendepunkte, an denen er vor einer Entscheidung steht. Bei Helfried war das nicht anders.
Nach vielen Jahren als leidenschaftlicher Motorradfahrer unterschiedlichster Marken stand er vor zwei Jahren vor der Frage: Was kann mir das Leben als Biker noch geben?Von Beruf her Anwalt ging er das Thema analytisch an und entschied die Problematik letztlich mit dem Erwerb einer Harley Davidson Softail.
Leider, leider, es währte nicht lange, da meldeten sich die bekannten Zweifel wieder zurück – sollte das wirklich alles gewesen sein? Erschwerend kam hinzu, dass Freund Meggy, mit dem Helfried häufig gemeinsam unterwegs war, ebenfalls eine HD Softail bewegte – aber ganz was Anderes – fett, tief und individuell den Wünschen von Meggy angepasst.
So etwas musste es sein, das wusste Helfried schon bald. So nebenher fragte er Meggy, woher das Teil eigentlich stammte. Aha – und dann  dauerte es nicht lange, da stand er bei Michael von Mikes Custombikes Kassel in den Geschäftsräumen und äußerte ein klares Anliegen:
„Verkaufe die Softail und baue mir was Neues, etwas ganz Besonderes.“
Gesagt getan: Der Verkauf war schnell über die Bühne, aber dann ging es erst richtig los – das Einzige was Helfried von Anfang an wusste – sein Bike sollte fett sein, tief sein und vor allen Dingen sollte es schwarz sein – simply black.
Mit diesen Vorgaben begann Michael das Bike zu entwickeln. Zuerst in der Theorie unter Zuhilfenahme etlicher Kataloge – und dann in der Praxis.
Bei den regelmäßigen Besuchen von Helfried wurde eingehend besprochen was gemacht werden sollte – und was tatsächlich machbar war. Viel knifflige Handarbeit war gefragt, zum Beispiel bei der Verlängerung des ohnehin schon gestretchten Tanks. Ohne jeden Versprung sollte er in die eigens gefertigte Sitzbank übergehen. Und auch beim üppig gerundeten Hinterteil war eine Menge Feinarbeit erforderlich, bis alle Formen sich harmonisch zueinander fügten.
Zum Glück konnte Michael auf ein reiches Repertoire an Erfahrungen zurückgreifen, denn schon einige sehenswerte Teile haben unter seinen kundigen Schrauberhänden im CRC das Licht der Zweiradwelt erblickt.
So kam das gewünschte Bike Stück für Stück seiner Realisierung näher. Zu guter letzt verschwand mit einem letzten Blinken noch einiges an Chrom unter dem gnadenlosen Farbnebel, getreu dem angestrebten Ziel –simply black
Nach dreieinhalb Monaten war es soweit – das Bike durfte unter ersten grollenden Tönen die Hallen des Erbauers verlassen, um sich der letzten Reifeprüfung zu stellen, die mit Bravour absolviert wurde. Sichtlich beeindruckt zeigte der TÜV sich von der schwarzen Schönheit und zögerte nicht, das Nummernschild mit der wichtigen Plakette zu schmücken.
Somit war der Weg frei, sich der staunenden Öffentlichkeit und einem sehr zufriedenen Helfried zu präsentieren – für den die Sinnfrage des Bikens damit wohl endgültig gelöst sein dürfte.

(c) Copyright in Wort und Bild Christoph Külzer-Schröder